Ein Rundgang zu ausgewählten Beispielen öffentlicher Kunst

1. Kreuzblume und „Taubenbrunnen“
Typisch Köln, die unterschiedlichsten Objekte in oft prekärem Zustand treffen als „zufällige“ Versammlung aufeinander: der „Taubenbrunnen“ (1953) von Ewald Mataré, die Kreuzblume mit Stiefmütterchenkranz (1980/91), Waschbetonwürfel als Poller und Straßenlaternen im Hängekugel-Design (1960er und 70er Jahre) mit dem aktuellen Mülleimer-Modell „Colonia“ und noch vieles mehr. Wie sieht eine Stadt aus, in der die innerstädtische Kommunikation funktioniert und Nachbarschaften bedacht und diskutiert werden?
Standort: Kardinal-Höffner-Platz

2. „Relief“ von Karl Hartung
Wo beginnt der öffentliche Raum – wo hört er auf? Das „Relief“ von Karl Hartung aus dem Jahre 1961/62 an der Fassade des WDR wurde auch von diesem ausgewählt, bestimmt aber das Erscheinungsbild des öffentlichen Raums. Fassaden und Werbeträger, Schaufenster und andere Eingriffe bilden den oft privat ausgewählten Hintergrund öffentlichen Lebens.
Standort: An der Rechtschule, WDR-Fassade

3. MAKK
Vor dem heutigen Museum für Angewandte Kunst stehen die beiden bronzenen Stifterfiguren des Wallraf-Richartz-Museums (1900) von Wilhelm Albermann. Das Gebäude, vor dem sie ursprünglich standen, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1957 durch einen Neubau ersetzt. Das Wallraf-Richartz-Museum befindet sich, nach Jahren im Museum Ludwig, mittlerweile in einem neuen Gebäude am Rathausplatz. Die verbliebenen Figuren sind aus dem Kontext geraten und nicht mehr zuzuordnen.
Standort: An der Rechtschule

4. Johann Adam Schall von Bell
Werner Stötzers Plastik (1991) zu Ehren des Missionars und Chinareisenden Johann Adam Schall von Bell, der in Peking zum Mandarin ernannt wurde, steht verloren im Umfeld der Minoritenkirche. Ohne schlüssige Hinweise auf einen Zusammenhang zum Ort der Aufstellung wird der Reisende zum Treibgut zwischen den Passanten. Kunst im öffentlichen Raum braucht Kontext: Was geschieht mit ihr, wenn dieser verloren geht oder sich seine Spur in der Zeit verliert? Schadet der Verlust der Sinnfälligkeit der Arbeit oder entwickelt sie gar dadurch eine neue Autonomie, die die künstlerische Form jenseits der Auftragskunst stärker zur Geltung bringt?
Standort: Minoritenstraße, Umfeld der Minoritenkirche

5. Piene-Fassade
Statt eines Firmenlogos wurde die seinerzeit weltgrößte kinetische Plastik „Licht und Bewegung“ (1966) von Otto Piene am damaligen Wormland Herrenmode-Kaufhaus installiert, einem Gebäude von Peter Neufert. Heute ist das Kunstwerk außer Betrieb, und die Konkurrenz der totalen Fassadenwerbung in dieser Konsumgasse ist enorm.
Standort: Hohe Straße 124-128

6. Kolumba
Können, sollen oder müssen architektonisch-künstlerische und damit historisch-kulturelle Schichtungen einer Stadt wahrnehmbar sein? Oder wollen wir immer wieder eine radikale Aktualisierung der Stadt, in der das Vorherige einfach eliminiert wird? St. Kolumba ist ein Kirchenbau, der seit seiner Entstehung im Jahr 980 vielfach verändert und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Auf den Ruinen baute der Architekt Gottfried Böhm eine Kapelle (1950/57), ausgestattet mit Arbeiten mehrerer Künstler. Architekt Peter Zumthor entwarf für die Sammlung der Diözese das heutige Kunstmuseum Kolumba (2007), das die Kapelle und den früheren Kirchenraum als archäologisches Terrain komplett einhaust.
Standort: Kolumbastraße 4

7. Pflanzkübel, Baumscheibe & Co.
Privaten Anliegern und Geschäftsleuten wird die eintönige Möblierung der Städte oft zu fade. Mit illustren Techniken wie Baumscheibengärten und Arrangements von Pflanzkübeln und anderem Mobiliar versuchen sie, ihr Umfeld freundlicher zu gestalten, und nutzen öffentlichen Raum in privaten um. Die gut gemeinten Eingriffe mit manchmal ästhetisch fragwürdigem, manchmal heiter-humoristischem Ausgang zeigen das Interesse an der Stadt als Lebensraum, aber auch die problematische Privatisierung desselben.
Standort: Verschiedene Situationen am Wegesrand

8. „Liebe deine Stadt“
Beim Überblick über den Bestand von Kunst im öffentlichen Raum fällt auf, dass hier Auftragskunst im klassischen Sinne dominiert. Zwischen Hunderten von Denkmälern mit klarer Zweckbestimmung im Sinne der Erinnerungskultur finden sich nur wenige Arbeiten, die im Sinne der Kunst autonom und im eigenen Auftrag die Kommunikation mit ihrem städtischen Umfeld suchen. Merlin Bauers Projekt „Liebe deine Stadt“ und sein prominenter Schriftzug eignen sich öffentlichen Raum an, um mit engagierten, künstlerischen Diskursen aktiv an der Gestaltung von Stadträumen teilzunehmen.
Standort: Tunisstraße

9. Opernbrunnen
Der Offenbachplatz vor der Oper mit seinem Brunnen (1966) von Hansjürgen Grümmer dokumentiert den Bürgerstolz und Zeitgeschmack jener Jahre. Wie wirksam war die Material-, Gestaltungs- und Bedeutungsopulenz damals, und wie empfinden wir heute einen solchen Brunnen auf einem solchen Platz? Muss sich auch Kunst im öffentlichen Raum einer Diskussion um ihre Aktualität und Sinnfälligkeit stellen?
Standort: Offenbachplatz

10. Deserteure-Denkmal
Woran wollen wir auf welche Weise erinnert werden? Wie kann ein Denkmal oder ein Mahnmal aussehen? Ist es das Endlager der Erinnerung im öffentlichen Raum? Schaffen wir damit dauerhafte Aufmerksamkeit, oder entledigen wir uns auf diese Weise eines zu erinnernden Themas? Von der Kunst werden Formfindungen erwartet, die eindrucksvoll, sprechend und für alle verständlich sind.
Das Kölner Deserteure-Denkmal (2009) wurde von Ruedi Baur entworfen.
Standort: Appellhofplatz / Ecke Burgmauer