Ein neuer Strukturplan für das planquadrat

Die im Rahmen des „urbanen Kongresses“ erarbeiteten Ergebnisse resultieren unter anderem in einem Vorschlag, der zur Neuordnung der im Planquadrat befindlichen Arbeiten führen soll. Dabei kann dieser bei den zur Verfügung stehenden Mitteln nur beispielhaft sein und nicht alle der zahlreichen Arbeiten sinnvoll neu platzieren. Der Strukturplan bezieht sich deshalb auf ausgewählte Hauptwerke, die an ihrer Position problematisch geworden sind, oder solche, die beispielhaft demonstrieren, wie eine sinnvolle Positionierung im Planquadrat aussehen kann, um den nachbarschaftlichen Diskurs der Arbeiten mit ihrem städtischen Umfeld zu reaktivieren.

1. Kardinal-Höffner-Platz: Situation Kreuzblume und Taubenbrunnen

Empfehlung:
1. Versetzung der Kreuzblume
2. Befreiung des Platzes von der Stadtmöblierung
3. Pflege des „Taubenbrunnens“

Die Kreuzblume ist ein typisches Beispiel für die ungewollte Verstetigung einer temporären Arbeit oder eines sonstigen Objekts im öffentlichen Raum. Zunächst als 1:1-Modell der Domspitze zeitlich begrenzt anlässlich des Dom-Fertigstellungjubiläums 1980 am Rande der Domplatte gleich neben dem Taubenbrunnen aufgestellt, hätte sie an diesem Standort als dauerhaftes Objekt wohl nie eine Genehmigung bekommen. Trotzdem ist dem über die Jahre entstandenen bürgerschaftlichen und touristischen Interesse an diesem Objekt Rechnung zu tragen.

Es wird vorgeschlagen, die Kreuzblume an einen anderen Ort im Umfeld des Doms zu versetzen, wo sie ihre Funktion als Treffpunkt und fotografischer Hintergrund für Touristen weiter ausüben kann, den Platz um den Taubenbrunnen allerdings wieder freigibt. Typologisch sinnvoll wäre sie im Umfeld der archivartigen Freiluftausstellung der Dombauhütte vor dem Domchor verortet, wo Baufragmente des Doms ausgestellt sind. Ein anderer geeigneter Ort wäre die Terrasse des Café Reichard, was natürlich die Zustimmung des Cafés und das Vorhandensein der entsprechender statischen Gegebenheiten voraussetzt.

Dazu muss der Kardinal-Höffner-Platz von der üppigen Stadtmöblierung befreit werden. Besonders wichtig ist die Entfernung der zahlreichen Parkpoller. Im Rahmen der Reduzierung ist auch das Beleuchtungskonzept zu überdenken. Ziel sollte ein entrümpelter Platz sein, der den zurückhaltenden Brunnen wieder zur Geltung kommen lässt. Der „Taubenbrunnen“ von Ewald Mataré ist zu pflegen und als Brunnen in Betrieb zu halten. Es sollte über sinnvolle Maßnahmen (z.B. schriftliche Hinweise an den betroffenen Fahrrädern) nachgedacht werden, das Anschließen von Fahrrädern an den Brunnen zu unterbinden, ohne dafür bauliche Veränderungen vorzunehmen
oder Schilder aufzustellen.

2. „Relief“ von Karl Hartung, An der Rechtschule, WDRFassade

Empfehlung: Erhalten
Die Arbeit ist in einem guten, restaurierten Zustand und repräsentiert
die privat eingesetzten, aber den öffentlichen
Raum mitbestimmenden Arbeiten. Sie erscheint am Standort
sinnvoll und in guter Betreuung.

3. Stifterfiguren Wallraf und Richartz, MAKK, An der Rechtschule

Empfehlung: Versetzung zum aktuellen Standort des Wallraf-Richartz-Museums
Die Figuren sind nach dem Einzug des Museums für Angewandte Kunst in das Gebäude an diesem Platz fragwürdig geworden. Obwohl sie hier nun an die frühere Nutzung des Gebäudes erinnern, erscheint eine Versetzung an den aktuellen Standort des heutigen Wallraf-Richartz-Museums sinnvoll. Da die Sockel nicht mit umziehen werden, sollte man über den Erhalt der Sockel an dieser Stelle nachdenken: als historische Spur, die evtl. zu „Spielflächen“ für Kunst-Aktionen/ Interventionen dienen könnten (siehe Trafalgar Square in London).

4. Skulptur Johann Adam Schall von Bell, Minoritenstraße

Empfehlung: Versetzung an neuen Standort
Die Gedenkskulptur für den Chinareisenden scheint an diesem Aufstellungsort verloren und nicht mehr nachvollziehbar, da weder anliegende Orte noch die Kirche selbst die Aktivitäten des Dargestellten reflektieren. Vorgeschlagen wird eine Versetzung der Arbeit in einen Sinnzusammenhang, sei es z.B. ins Umfeld des Museums für Ostasiatische Kunst oder, wie aus der Bevölkerung angeregt, an die ehemalige Schule des Dargestellten, um den Kindern eine Identifikation mit ihrem berühmten „Mitschüler“ zu ermöglichen. Die Möglichkeiten zur Versetzung sind grundsätzlich mit der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft als der Stifterin zu diskutieren und einvernehmlich abzustimmen.

5. „Licht und Bewegung“, Otto Piene, Fassade Wormland-Gebäude, Hohe Straße 124-128
Empfehlung: Restaurierung / Wiederinbetriebnahme
Die statt eines Firmenlogos installierte und seinerzeit größte kinetische Plastik ist seit längerem außer Betrieb, ist aber ein herausragendes Beispiel, wie Kunst in Konkurrenz zu der kommerziellen Zeichenproduktion im Bereich einer der größten Einkaufsstraßen Kölns tritt. Die Arbeit soll restauriert und wieder in Betrieb genommen werden, um ihren eigentlichen Charakter wieder zu erhalten. Mit der Eigentümerin, der Wormland Stiftung, sind dazu Gespräche zu führen.

6. Kolumba
Empfehlung: Als Referenz bei neuen Baumaßnahmen im Umfeld beachten
Kolumba repräsentiert in herausragender Weise den nicht immer leichten Diskurs der Dekaden und Jahrhunderte in verräumlichter Form und ist als maßgeblich bei der weiteren Gestaltung seines Umfeldes zu beachten, um zwischen dem Bauwerk und der Stadt weitere anspruchsvolle und nachhaltige Diskurse zu ermöglichen.

7. Stadtmöblierung
Empfehlung:
1. Soziale Verantwortung der Bürger und Teilhabe an der Stadt etablieren statt zu möblieren
2. Konzeptuelle Überarbeitung der vorhandenen Stadtmöblierung mit dem Ziel maximaler Reduktion

Stadtmöblierung übernimmt oft Funktionen, die auf bürgerliche Unaufmerksamkeit zurückgehen. Statt den Stadtraum weiter mit Parkbarrieren, Pflanzkübeln und Schilderwäldern aufzurüsten, muss an der Wahrnehmung der Stadt als Allgemeingut durch die Bürger gearbeitet werden. Dabei spielen Teilhabe und Bürgerbeteiligung bei ihrer Gestaltung eine Schlüsselrolle. Hierzu müssen geeignete Konzepte nicht nur entwickelt, sondern auch konsequent umgesetzt werden.

8. „Liebe deine Stadt“, Merlin Bauer, Tunisstraße
Empfehlung: Beobachten
Die Arbeit ist ein herausragendes Zeichen von künstlerischem Eigenengagement und autonomer Handlungskultur, die den städtischen Diskurs bereichert, inspiriert und verändert hat. Solange die Arbeit als Zeichen solcher Aktivitäten den städtischen Diskurs belebt, erscheint sie sinnvoll an ihrem Ort. Allerdings ist die Halbwertszeit einer solchen „aktiven“ Erinnerung zu beachten. Der Arbeit und dem dahinter stehenden besonderen Engagement würde es schaden, wenn sie sich wie andere Arbeiten im öffentlichen Raum über den Zeitpunkt ihrer konkreten Wirksamkeit hinaus verstetigen und musealisieren würde, da dies ihr ursprüngliches Anliegen konterkariert. Um die Arbeit in einer aktiven Diskussion zu halten, wird empfohlen, ihre Sinnfälligkeit in bestimmten Zeitabständen neu zu befragen.

9. Offenbachplatz und „Opernbrunnen“ von Jürgen Hans Grümmer, Offenbachplatz
Empfehlung: Überdenken und als „öffentliche Bühne der Stadt“ etablieren

Der Brunnen auf dem Offenbachplatz wird in seiner sehr zeitspezifischen Ausrichtung als problematisch gesehen. Auch wenn er im Zusammenhang mit dem Ensemble entstanden ist, muss sein Bestand diskutierbar sein. Neben den künstlerischen Äußerungen, die sehr stark in ihrer Zeit verhaftet bleiben und heute unter aktuellen Betrachtungsperspektiven nahezu anachronistisch erscheinen, ist seine Funktion als Brunnen und damit als architektonischer Bestandteil, der durch das Wasserspiel und seine Bedeutung als Treffpunkt und Aufenthaltsangebot eine positive Atmosphäre in den Stadtraum bringt, ungebrochen. Insofern wird der Erhalt des Brunnens, wie im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen ja bereits vorgesehen, mitgetragen. Die Empfehlung geht allerdings dahin, bei weiteren Entscheidungen für Platzsituationen wie diese weitgehend auf Möblierung zugunsten einer temporären Bespielbarkeit des Platzes zu verzichten. Diese Empfehlung gilt ganz besonders für die aktuellen Pläne zur Gestaltung des Offenbachplatzes. Nach Meinung des „urbanen Kongresses“ eignet sich gerade der Vorplatz von Schauspiel und Oper in besonderem Maße als „öffentliche Bühne der Stadt“, die temporär, aber eben nicht dauerhaft von Objekten, Aktionen und Aufführungen bespielt werden kann.

10. „Mahnmal für die Opfer der NS-Militärjustiz“, Ruedi Baur, Burgmauer
Empfehlung: Eventuell versetzen

Die Platzierung der Arbeit von Ruedi Baur, die im Zusammenhang mit dem ca. 100 Meter entfernten NS-Dokumentationszentrum entstanden ist, wirkt gerade auch durch die Entfernung zum Gebäude, das auf der anderen Straßenseite liegt, merkwürdig. Die Lage zwischen Straße und U-Bahnstation setzt sie fast wie auf einer Verkehrsinsel aus, die dem innehaltenden Moment der Erinnerung nicht wirklich gerecht wird. Auch die Überkopf-„Lektüre“ des in Aluminiumlettern gefassten Textes wird dadurch erschwert. Es wäre zu überlegen, ob ein direkterer Bezug zum Gebäude und ein „würdigerer“ Umraum seine Bestimmung besser artikulieren könnte.

11. „Sappho“, Antoine Bourdelle, ursprünglich vor dem Schauspielhaus
Empfehlung: Wiederaufstellung

Die Bronzeplastik „Sappho“, die vom „urbanen Kongress“ auf der Art Cologne gezeigt wurde und sich nun in einem Depot befindet, passt inhaltlich und historisch weiterhin zum Ensemble. Der Aufstellungsort sollte allerdings anhand der teilweise veränderten Platzgestaltung und Gebäudefunktionen neu bestimmt werden.

12. „Figur“, Michael Croissant, Kolpingplatz
Empfehlung: Umzug ins „Archiv für ungenutzte Kunst“

Die Arbeit von Michael Croissant scheint an ihrem Platz verloren und nicht nachvollziehbar, obwohl ihre Qualität als Arbeit unbestritten ist. Eine Ausstellung der Plastik im „Archiv für ungenutzte Kunst“ erscheint bei dieser Arbeit sinnvoll und eröffnet die Möglichkeit, sie neu zu bewerten. Es scheint dabei auch höchstwahrscheinlich, dass sich – in Beratung mit dem Museum Ludwig – ein neuer, sinnvoller Aufstellungsort ermitteln lässt.

13. „Tempel“, Ulrich Rückriem, Rückseite Kolumba
Empfehlung: Überdenken oder ins „Archiv für ungenutzte Kunst“

Die Arbeit von Ulrich Rückriem wirkt am Ort eher unmotiviert platziert, obwohl sie in Duktus und Formensprache Analogien und Sympathien zum Gebäude Kolumba aufweist. Eine Neuplatzierung erscheint insofern nicht zwingend notwendig, kann aber bedacht werden, um der Arbeit eine bessere Wirkung zu verleihen. Eine Neubewertung der Arbeit im „Archiv für ungenutzte Kunst“ erscheint allerdings ebenfalls sinnvoll, da die Arbeit an einem anderen Aufstellungsort besser zur Geltung käme als in der engen Situation des kleinen Platzes mit Fußgängerverkehr und unpassender Eibenbegrünung.

14. „Römerbrunnen“, Franz Brantzky, Zeughausstraße
Empfehlung: Ausbauen

Das historische Ensemble scheint in sich stimmig und birgt die Möglichkeit, eine Stadtquartiersituation mit Aufenthaltsqualität zu schaffen, die im tiefergelegenen Teil zur Zeughausstraße hin bereits spürbar ist. Durch Pflege, Restaurierung der Bänke im ursprünglichen Sinne, Entfernung von Parkbarrieren und Aufarbeitung der Bepflanzung könnte die Situation an die Anwohner vermittelt und diesen besser zugänglich gemacht werden.

15. Neugestaltung L.- Fritz-Gruber-Platz
Empfehlung: Gestaltungen im ämterübergreifenden Diskurs entwickeln

Die Neugestaltung des Platzes war bei Beginn des „urbanen Kongresses“ bereits beschlossen. Es wurde allerdings in den Diskussionen klar, dass die Gestaltung und die entsprechenden Entscheidungsfindungsprozesse nicht konsequent über die Grenzen der einzelnen Ämter und Fachbereiche hinweg diskutiert wurden. Hier ist zu empfehlen, die angestammten Hoheitsgebiete der einzelnen Administrationen von Stadtplanung, Kultur und anderen städtischen Playern großzügig auszuweiten und nicht auf den eigenen Einflussbereichen zu bestehen, um einen interdisziplinären Diskurs zu ermöglichen. An diesem sollten auch die Bürger beteiligt werden, um deren Teilhabe an der Stadt und ihren Veränderungsprozessen besser in die Stadtgesellschaft hinein zu vermitteln. Grundsätzlich ist zur Platzgestaltung kritisch anzumerken, dass sein künstlerisch-illustrativer Impetus (ohne dabei Kunstwerk zu sein) nicht gerade ein geeignetes Modell für stringente Stadtraumgestaltung ist. Auf diese Weise entsteht eine Raum- und Platzhierarchie, die einerseits an anderen „wichtigen“ Stellen zu besonderem Originalitätszwang und andererseits an „unwichtigen“ Stellen zu schlecht behandelten Resträumen führen kann.

 

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