Auf welchen Wegen kommt Kunst in den öffentlichen Raum? Mal ist es der geschenkte Gaul, dem keiner ins Maul schaut, mal ist es Kunst am Bau, die nur deshalb in Erscheinung tritt, weil ein entsprechender Etat ausgewiesen wurde. Wiesteht es aber dagegen mit einer spürbaren, belegbaren Notwendigkeit? Haben einmal gebildete Qualitätsentscheidungen dauernde Gültigkeit, oder können sie als zeitspezifische Geschmacksurteile auch revidiert werden? Im städtischen Raum treffen viele Meinungen und Interessen aufeinander, die auf dessen Gestaltung Einfluss nehmen. Verwaltungshandeln stößt auf Einzelinitiativen, Gemeinschaftliches begegnet Privatem. Wo fängt der öffentliche Raum an, und wo hört er auf?
Gesprächspartner waren der Vorstand der Montag Stiftung Urbane Räume Frauke Burgdorff und der Direktor des Museum Ludwig Kasper König.
Am Opernbrunnen und der gesamten Offenplatz-Gestaltung (1966) von Jürgen Hans Grümmer zeigte sich, wie aktuell die Diskurse um die Gestaltung von Städten geführt werden. Der Brunnen, der als Kunstwerk „ewiges“ Bleiberecht genießt, wird zum fokussierten Exempel einer Diskussion um Erhalt und Modernisierung des gesamten Bau-Ensembles, für das die Entscheidungsgremien Stadt noch vor kurzem einen Teilabriss beschlossen hatten. Diese im Zusammenhang mit der Architektur der 50er, 60er und mittlerweile auch 70er Jahre vielerorts geführte Debatte, die eine Entsorgung von bau- und damit kulturgeschichtlichen Zeugnissen in der Talsohle ihrer Prominenz thematisiert, hat in Köln einen hohen Stellenwert erlangt und zeigt, wie stimulierend es für eine Stadtgesellschaft ist, solche Entscheidungsprozesse aktiv und mit breiter Beteiligung zu gestalten. Bei der leidenschaftlich geführten Diskussion um das Opern- und Schauspielensemble (1957/62) von Wilhelm Riphahn manifestierte sich genau diese Fragestellung, wann und wie historisch-kulturelle Identitätsbildung erfolgen soll und wie diese mit ökonomisch- technischen, aber auch mit geschmacklichen Aktualitätsansprüchen in Einklang zu bringen ist. Welche Rolle dabei die Kunst und die besondere Zwischenposition der Künstler spielen kann, welche Art der Betrachtung und Bewertung ihre Arbeit erfahren sollte, das konnte am Beispiel des Opernbrunnens sehr konkret untersucht werden. Auch hier galt, und darüber waren sich Frauke Burgdorff und Kasper König einig, dass ohne umfassende Kontextberücksichtigung keine sinnvollen Entscheidungen zu treffen sind. Unterstützt durch das eingebrachte Wissen des kompetenten Publikums, konnte wie so oft festgestellt werden, dass nur durchumfassende Kenntnisse, eine angemessene Betrachtungstiefe erlangt wird.
Statements
Das bürgerschaftliche Engagement für die Stadt und ihre Entwicklungsprozesse ist nicht hoch genug zu bewerten. Es führt zu einer sensiblen Wahrnehmung der Zusammenhänge, dem Willen, aktiv mitzugestalten und Teilhabe als politische Aufgabe zu etablieren. Diesem Engagement gilt es auch von politischer und administrativer Seite nicht nur Foren, sondern auch Entscheidungsbeteiligungen einzuräumen.
Gleichzeitig übernimmt es Kontrollaufgaben, die das Bedürfnis nach der eigenen Geschichte artikulieren. Der Versuch, historisch bedeutsame Konstellationen und Gebäude noch vor oder auch nach ihrer Ausweisung als Denkmal aus ökonomischen Gründen zu beseitigen, kann durch ein so geschärftes Bewusstsein verhindert werden.
Dennoch muss eine Diskussion über das intelligente Maß dieser Konservierung geführt werden, um der Stadt genügend Platz für notwendige Entwicklungen zu lassen. Nicht alles aus der Vergangenheit ist erhaltenswert. Eine feingliedrige Analyse dient dazu, die Stadt im Diskurs der Dekaden zu formulieren, ohne sie in einem Archiv der Geschichte zu strangulieren. Wo viele Städte anderer Länder an ihrem historischen Erbe nahezu ersticken, kann hier die Chance einer selektiven Sammlung aktueller und sich aktualisierender Strukturen wachsen, die die Zukunft der Stadt auch im visionären Rahmen garantiert.